Anna Haags Kriegstagebuch

Eine Lesung von Thomas Straus

Anna Haag Kriegstagebuch

Unter dem Titel „Denken ist heute überhaupt nicht mehr Mode“ veröffentlichte 1982 der Reclam-Verlag die Erstausgabe des Kriegstagebuchs von Anna Haag, vierzig Jahre nach ihrem Tod. So lange hat es gedauert, bis man ihre geschriebenen Worten lesen wollte – zu unschmeichelhaft wäre der gesellschaftliche „Spiegel“ wohl für die Zeit davor gewesen.
1940 war Anna Haag 52 Jahre alt und erlebte in Ihrem Häuschen am Rand von Stuttgart zusammen mit ihrem Mann die Bombenangriffe der Alliierten. Beide standen als Pazifisten bereits im Fokus der Gestapo, ihr Mann als Mathematikprofessor hatte Berufsverbot. So versteckte Anna ihr Tagebuch nach den Einträgen im Kohlenkeller.

Die Lektüre des Tagebuchs macht besonders interessant, dass sich Zeitbezüge finden lassen, die über die Nachkriegszeit bis in die Gegenwart hineinreichen. Das betrifft Phänomene menschlichen Verhaltens im gesellschaftlichen Zusammenhang, z.B.: Antisemitismus, Rassismus, Angst vor Meinungsäußerung, Verdrängung, Unterwürfigkeit, Opportunismus, Denunziantentum, Kriegs- und Rachegelüste, um nur einige zu nennen.
Anna Haag stellt sich in ihrem Tagebuch die Frage wiederholt, woher diese Verhaltensmuster kommen mögen. Ob sie herrschafts-oder mentalitätsbedingt sind.

In den 50er Jahren war Anna Haag für die SPD Abgeordnete im Landtag von Württemberg. Sie engagierte sich für Frauenrechte und gründete 1951 das erste Mehrgenerationenhaus Deutschlands. Ihr verdanken wir den Artikel 4, Absatz 3 des Grundgesetzes, das Recht auf Kriegsdienstverweigerung.
Anna Haag wurde 1958 mit dem Bundesverdienstkreuz, 1978 mit der Stuttgarter Bürgermedaille geehrt.

Thomas Straus hat als Schauspieler zuletzt fast 2 Jahrzehnte am Landestheater Coburg gearbeitet. Seine künstlerischen Anfänge lagen in den 70iger Jahren in Würzburg, wo er an nahezu allen Privattheatern spielte.
Desweiteren ist er als Sprecher in den verschiedensten Genres tätig, so z.B. seit über 20 Jahren bei Radio Bayern 2 in Nürnberg in der Abteilung „Literatur, Feature und Unterhaltung“.

Aus den 429 Seiten des Tagebuchs stellte Thomas Straus einen repräsentativen Querschnitt her, welcher die Zeitbezüge der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart – aktueller denn je – wahrnehmbar macht.

Die kostenlose Lesung findet ausschließlich als Präsenzveranstaltung am Dienstag, 08. April 2025 um 19:00 Uhr im Historischen Kunstbunker statt. Der Ort der Lesung, direkt in der Kunstbergeanlage des 2. Weltkriegs, unterstützt in besonderer Weise die Atmosphäre der Texte von Anna Haas.
Die Veranstaltung dauert ca. 75 Minuten mit einer kurzen Pause. In der Anlage stehen keine Toiletten zur Verfügung, die Temperaur beträgt ca. 12-14° Celsius.

Für die Präsenzveranstaltung buchen Sie hier ihre kostenlose Platzreservierung.

 
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